DER GÄRTNER
sie arbeitet am drehbuch. der tag im august ist heiss. es ist ein drehbuch für einen krimi. das ist ihre spezialität. eine auftragsarbeit. unter stechender sonne flirrende luft. ihre kehle ist schon ausgetrocknet. der mörder ist der gärtner. doch das werden die zuhörer erst am ende erfahren. das drehbuch ist fast fertig. sie wischt sich den schweiß von der stirn. diese hitze. bringt einen noch um! sie steht auf, geht über die terrasse in die küche. holt die flasche prosecco-pfirsich aus dem kühlschrank. gießt ein glas voll. geht zurück wieder zu ihrer laube. rosenumrankt. die rosen müssten mal wieder in form gebracht werden. denkt sie. während sie am prosecco nippt. und: pedro müsste jeden moment kommen. dann röchelt sie nur noch leise. bis gar nicht mehr. ein roter faden bahnt sich langsam seinen weg aus ihrem rechten mundwinkel. ihr blick steht still. das halbleere glas ist ihrer hand entglitten, rollt über die vielen kleeblätter, die zwischen saftigen grasbüscheln unter dem tisch vor sich hinblühen. kein einziges vierblättriges darunter. pedro, der gärtner wischt sich die hände sauber.
(Veröffentlicht: Die Feder, 2012)