Spielregeln in der psychologischen Praxis

In der Welt der Therapie und psychologischen Praxis gelten teils eigene Regeln und Rahmenbedingungen, die ich hier einmal anreißen möchte.

In einer Therapie, oft auch in der Beratung, wird meist über sehr privates, persönliches, intimes gesprochen – nicht selten bin ich als Therapeutin die bisher erste und einzige, mit der ein Thema oder Problem einmal angesprochen wird.

Die Therapiestunden sollen einen geschützten, sicheren Raum darstellen, in dem man sich (versuchsweise) öffnen kann und darf. Hier kommen, vielleicht erstmals, die dunklen, nicht so schönen, schwierigen Seiten im Leben, die ungeliebten Teile der eigenen Persönlichkeit, die Unsicherheiten und Ängste, die inneren und äußeren Konflikte zum Vorschein. Hier darf man sich in die Tiefen des eigenen Ichs hinabwagen – mit der Sicherheit einer Begleitung, eines Experten an der Seite. Hier darf ich ICH sein – und angenommen-sein spüren!

Es ist für viele Menschen ein großer Schritt und ein großes Wagnis, sich auf eine Therapie oder auch nur Beratung einzulassen. Es braucht Vertrauen, das im Laufe der Stunden entstehen kann.

Nun ist diese „therapeutische Beziehung“ eine ganz eigene Art der Beziehung – und dafür braucht es gewisse Spielregeln, die die/den Klient*in schützen sollen.

Es braucht von therapeutischer Seite eine professionelle Distanz, dh diese therapeutische Beziehung – so dicht und intensiv die Einheiten manchmal werden mögen – gilt nur und ausschließlich im Rahmen der Therapie. Es ist KEINE Freundschaft und es soll auch keine Beziehung/Treffen außerhalb der Therapieeinheiten geben. Das würde die Grenzen verwischen und kein „sauberes“ Arbeiten mehr möglich machen.

Ich persönlich arbeite auch nicht mit Menschen, die mir aus meinem privaten oder beruflichen Umfeld näher bekannt sind. Auch da kommt es schnell zu Rollenkonfusionen, die eine Therapie erschweren bzw. unmöglich machen. Und ich arbeite nicht mit Freunden oder Verwandten von Klient*innen, die aktuell gerade bei mir sind.

Ein weiteres großes No-Go: Ein/e Therapeut*in darf eine/n Klient*in NIE, niemals für persönliche Aufträge einspannen (Buchhaltung machen, die Webseite überarbeiten oder was auch immer) – das würde eine massive ethische Grenzverletzung darstellen.

Noch ein wichtiger Aspekt, der ganz wesentlich dazu beiträgt, einen sicheren Raum entstehen zu lassen: Als Psychologin unterliege ich der Schweigepflicht! Das heißt, ich kann und darf niemandem Auskunft geben über die Arbeit mit einer/m Klient*in. Wenn Vater, Vorgesetzte, Tochter, Partner, Ehefrau, Freundin, Großpapa etc. anrufen und wissen wollen, wie es läuft oder ob ich nicht dem/derjenigen klarmachen könnte…. NEIN! Ich arbeite mit dem Menschen, der bei mir in der Praxis sitzt und es geht um seine Anliegen, Themen, Wünsche, Ziele. Ich bin gesetzlich und ethisch verpflichtet, keinerlei Auskünfte zu erteilen oder Fremdaufträge entgegen zu nehmen (das betrifft erwachsene, volljährige, mündige Menschen). Nur so kann auch ein schützender und geschützter Raum gewährleistet werden.

Hier gab es schon einmal einen Artikel zu diesem Thema.