Wald als Therapie

„Waldbaden“ gehört in Japan zu einer guten Gesundheitsvorsorge. Das heißt nichts anderes als raus zu gehen in den Wald, abzutauchen zwischen Bäumen, die Heilkraft der Natur zu erleben.

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Es wird schon länger dazu geforscht, wie die Natur, speziell der Wald auf uns Menschen wirkt. Welche Auswirkungen es hat, wenn man sich viel oder wenig im Wald bewegt.

Es braucht zumindest 20 Minuten in freier Natur, damit eine spürbare Wirkung einsetzt. Der Parasympathicus wird aktiv, Entspannung darf sich breitmachen. Studien zeigen, dass Stadtbewohner oft weniger resilient, weniger stressfest sind als Landbewohner, die noch mehr Bezug haben zur Natur. Reizüberflutung und Stress der Stadtbewohner können zu Veränderungen in der Hirnphysiologie führen. Das wiederum könnte den Risikofaktor für psychiatrische Erkrankungen wie Depression oder Angst erhöhen.

In einer Studie mit 280 Teilnehmern schickte man die Hälfte für einige Zeit in den Wald und die andere Hälfte in die Stadt. Danach wurden beide Gruppen untersucht: Die „Waldmenschen“ zeigten im Gegensatz zu den Stadtmenschen einen deutlich niedrigeren Blutdruck, einen niedrigen Stresshormonspiegel und einen niedrigeren Puls.

Auf unseren Körper und generell unser Wohlbefinden wirkt sich viel Grün also ausgesprochen günstig aus. Krankenhauspatienten mit Blick ins Grüne genesen schneller und brauchen weniger Schmerzmittel, weniger Antidepressiva. Der Blutdruck sinkt, Angstzustände verringern sich.

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Waldatmosphäre lässt generell die Produktion von Stresshormonen sinken (Adrenalin, Cortisol etc) und verringert negative Gefühle: Die Gewaltbereitschaft nimmt ab, haben Untersuchungen gezeigt. Mit dem Adrenalinspiegel sinken auch Ängste und aggressives Verhalten. Negative Stimmungen werden weniger, das Selbstwertgefühl steigt, wir fühlen uns wohler in unserer Haut, entwickeln ein gesundes Körpergefühl.

Der Wald hat arzneimittelähnliche Wirkungen – die hohe Sauerstoffsättigung und Luftfeuchtigkeit sowie die Filtrierung der Luft mit einer entsprechend niedrigen Schadstoffbelastung sind günstig für Lunge und Haut.

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Ein Spaziergang im Wald hilft aber auch bei Krankheiten des Bewegungsapparates: der federnde Waldboden ist günstig bei Gelenkbeschwerden und wirkt sich gesundheitsfördernd auf unser gesamtes Knochengerüst aus. Wer öfter im Wald spazieren geht, schläft besser. Unsere Sinne werden im Wald angeregt und trainiert. Das Herz-Kreislauf-System wird unterstützt und die Waldumgebung ist besonders hilfreich bei Erschöpfung und Burnout.

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Insofern kann ein regelmäßiger Aufenthalt im Wald jegliche Behandlung unterstützen. Er hilft uns zu entschleunigen, Kraft zu tanken, unsere Widerstandskraft zu stärken – und den Blick wieder auf Wesentliches zu richten.

Eigentlich leicht nachzuvollziehen alles, schließlich kennt jeder die wohltuende Wirkung von Waldspaziergängen. Der Haken ist nur, dass wir immer weniger Zeit dafür finden, was uns gesund hält und gut tut. Deshalb hier der Aufruf: Nützen wir den Wald wieder bewusst als Therapie, als Mittel, um (körperlich und seelisch) gesund zu werden und zu bleiben.

Bücher zum Thema:

„Der Heilungscode der Natur. Die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken“, Clemens G. Arvay, Riemann Verlag.

„Der Biophilia-Effekt. Heilung aus dem Wald“, Clemens G. Arvay, Verlag Edition.

„Die Waldapotheke“ – Pflanzenwissen, Rezepte und Tipps zur Heilkraft des Waldes, Markus Strauß, Knaur MensSana Verlag.