
Vom Wert des Krankseins
Fast 3 Wochen bin ich jetzt im Bett gelegen… und war krank. Richtig heftig ausgiebig krank. Mit durchwachten Nächten, die sich endlos dehnen, mit Husten und Schmerzen und Medikamenten aller Art.
Es ist interessant, wie sich Dinge verändern, wenn man krank ist. Wenn der Körper streikt. Wie vieles man erst loslassen muss (nein, das kann ich doch nicht absagen, da muss ich unbedingt hin…), wie vieles aber auch plötzlich nebensächlich, unwichtig wird. Das Universum wird kleiner, beschränkt sich auf den eigenen schmerzenden Körper, der Rest der Welt verschwindet aus dem Bewusstsein.
Und irgendwann hat man ihn akzeptiert, diesen Zustand. Da geht es dann meist bergauf. Man hat alles losgelassen, die Welt dreht sich trotzdem weiter. Alles und jeder hat Terminabsagen verkraftet – halb so schlimm – von überall her trudeln Genesungswünsche ein.
Und dann, wenn das Schlimmste vorbei ist, da hat man plötzlich Zeit, gute Zeit. Zeit zum Nachdenken, Zeit, um sein Leben zu überdenken. Was ist schiefgelaufen? Warum bin ich krank geworden? Wann hat es denn eigentlich schon angefangen? Wie möchte ich mein Leben weiterhin gestalten?
Neue Pläne und Ideen machen sich breit. Alte Wünsche, die im Getriebe des Alltags verschwunden waren, tauchen wieder auf. Da war doch was? Mehr Zeit zum Lesen haben, mehr in der Natur sein, spazierengehen, den Kopf auslüften. Auf eine bessere Ernährung achten, mehr Zeit für Familie, für Freunde, mehr Zeit zum Schreiben…
Und allmählich wird mir klar, wie weit ich mich schon von meinen Werten und Wichtigkeiten, meinen Wünschen entfernt hatte. Ich bin von der Autobahn nicht mehr runtergekommen… mein Körper hat mir jetzt deutlich gesagt: „Schluss damit. Notbremse. Du gibst jetzt gefälligst Ruhe!“
Und jetzt merke ich, wie wohltuend, wie herrlich es ist, wieder Zeit zu haben. Zeit zum vertrödeln, herumsitzen, den Pflanzen beim Wachsen zuschauen, Musik hören… ohne Druck, ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Mein Körper, mein Geist gesunden allmählich und ich genieße eine neue Lebensqualität… die ich mir erhalten möchte… ich hoffe, ich habe gelernt aus diesem Kranksein…
