Hochsensible und ihr Wohnumfeld

Menschen, die hochsensibel sind, haben andere Bedürfnisse als Normal-Sensible – das macht sich auch im Wohnumfeld bemerkbar. Hochsensible Personen (HSP) nehmen innere und äußere Reize deutlich intensiver wahr. Das bedeutet, dass sie damit auch schneller an ihre Belastungsgrenzen kommen. Da sie stärker auf Sinneseindrücke reagieren (Geräusche, Gerüche, Farben, Materialien etc.), aber auch auf ein Zuviel an Dingen, auf Rund-um-Chaos und eben Reizüberflutung, brauchen Hochsensible, vereinfacht gesagt, am besten von allem weniger.

Wohnen heißt unter anderem Rückzug, Erholung, Auftanken – und das ist gerade für Menschen enorm wichtig, die starken Belastungen ausgesetzt sind. Deshalb sollte das (Wohn-)Umfeld bewusst und sparsam gestaltet sein und zuviel Unordnung, Deko, Krimkskrams eher vermieden werden.

Die Wohnpsychologin Dr. Barbara Perfahl hat sich vor einiger Zeit mit dem Thema auseinandergesetzt und bietet auf ihrer Seite konkrete Einrichtungstipps für Hochsensible an:

„Mir ist das Thema erstmals begegnet im Gespräch mit Kathrin Sohst, die mich damals für ihr erstes Buch „Zart im Nehmen“ interviewt hat. Damals haben wir unter anderem darüber gesprochen, was das Thema Wohnen für hochsensible Menschen bedeutet. Ich hatte im Interview mit Kathrin vor allem die Wichtigkeit eines Rückzugsbereiches betont, der ein Kraftraum der positiven Gefühle ist.“

Barbara Perfahl betont folgende 4 Aspekte, die positiv wirken:
1. Eine lockere und eher reduzierte Einrichtung, was die Anzahl an Möbeln und Dekoration betrifft
2. Keine Alltagsgegenstände, die irgendwo herumliegen. Jedes Ding sollte seinen Platz haben, am besten in Schubladen und Schränken verstaut und wohl geordnet.
3. Ein durchgängiges Farb- und Gestaltungskonzept
4. Ausreichendes, gut platziertes und gut gewähltes Licht

Auf ihrer Internetseite erklärt die Wohnpsychologin im Detail, wie man diese vier Punkte am besten in den eigenen Wohnräumen umsetzen kann.

Spannend auch der Hinweis, dass Räume, die nach Home Staging Prinzipien eingerichtet sind, bestimmte Charakteristika aufweisen, die speziell hochsensible Personen ansprechen. Vermutlich werden auch Bilder in Wohnzeitschriften und Bücher zur Wohnraumgestaltung deshalb gerne studiert… weil sie oft auf das Wesentliche konzentriert, aufgeräumt und ansprechend, meist sparsam dekoriert sind. Hochsensible Menschen haben einen ausgeprägter Sinn für Ästhetik und ein gutes Gespür für Farben und Formen, daher auch ihr Interesse dafür.

Vorsichtig sein sollte man ebenso bei der Wahl der Materialien, Stoffe, Farben, Lacke, Lösungsmittel bis hin zu Putz- und Reinigungsmitteln. Besser sind sicherlich Naturmaterialien, alles Naturbelassene und so wenig Chemie und Giftstoffe wie möglich. Das betrifft natürlich im Endeffekt alle Menschen, aber Hochsensible reagieren nochmal intensiver darauf.

Wer sich sein Wohnumfeld bewusst und liebevoll und seinen Bedürfnissen entsprechend gestaltet, kann es umso besser nutzen, um hier wieder zur Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken. Es zahlt sich also aus, sich damit auseinanderzusetzen… und seinen Wohnraum in Ordnung zu halten.

Noch ein wesentlicher Aspekt wenn man mit anderen zusammenwohnt, ist, dass man generell einen Rückzugsort hat – ein eigenes Zimmer oder zumindest eine Ecke, ein Plätzchen, das man selbst gestalten und wo man sich im Bedarfsfall „verkriechen“ kann.

All diese Hinweise betreffen natürlich auch andere Räume und Orte (Arbeitsplatz, Krankenhaus, Hotels, Altersheime etc.), aber das wird ein anderes Kapitel…

Hier noch ein paar Internetseiten zum Thema:

Monika Richrath

Open Mind Akademie

Balance Beautytime

Welt.de

(Foto: Pixabay)