Introvertierte sind anders. Extrovertierte auch.

Klarerweise ist es kritisch zu betrachten, wenn versucht wird, Menschen in Schubladen zu stecken und ihnen ein Etikett zu verpassen. Andererseits ist es doch hilfreich und heilsam, wenn Menschen erkennen, wie sie „ticken“, welche Bedürfnisse und Fähigkeiten in ihnen schlummern. Da können „Schubladen“ manchmal dazu beitragen, sich selbst besser einzuschätzen und letztlich auch zu akzeptieren.

Die Begriffe Introversion und Extraversion wurden geprägt von Carl Gustav Jung (1875 – 1961), dem Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie. Er beschreibt damit gegensätzliche Arten von Denken, Fühlen und Wahrnehmen. Sein Konzept wurde weiterentwickelt und wird heute eher als ein Kontinuum, als einheitliche Persönlichkeitsdimension gesehen denn als Gegensatz.

Ich kenne Patrick aus dem Internet. Das heißt, ich kenne ihn nicht direkt, aber ich weiß dennoch einiges über ihn… Patrick betreibt nämlich den Blog introvertiert.org.

In diesem Blog beschäftigt er sich sehr profund und sehr persönlich mit dem Thema Introversion… und was es heißt, mit dieser Veranlagung zu leben.

Ich darf kurz ein paar Worte von Patrick zitieren:

„Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass wir in einer extrovertierten Gesellschaft leben? Wir belohnen Menschen, die gut reden können, sich gut selbst vermarkten, aus sich herausgehen, uns an ihrem Leben teilhaben lassen, aktiv sind und einfach gute Laune verbreiten…

Für introvertierte Menschen ist es nicht leicht, in einer Welt zu leben, die extrovertiertes Verhalten idealisiert…

Ob Du intro- oder extrovertiert bist, hat Einfluss auf alle Bereiche Deines Lebens. Es beeinflusst Deine Freundschaften, wie Du Beziehungen führst, Dein Familienleben, Deine Rolle im Beruf, wie Du reist, wie Du Deine Freizeit verbringst und auch wie Du Deine Kinder erziehst.

Ich bin introvertiert und diese Veranlagung begleitet mich durch mein ganzes Leben. Introversion ist nichts, das abgelegt werden kann. Es beeinflusst mich jederzeit in meinem Handeln und Denken und in meinen Gefühlen.“

Patrick berichtet sehr offen darüber, wie es ihm geht und was er erlebt als introvertierter Mensch – zb: Über die Schwierigkeit, uns zu umarmen. Er hat viele ausführliche Fakten zu diesem Thema gesammelt – zb: 7 Dinge, die Du über Introversion wissen musst – die er seinen LeserInnen zur Verfügung stellt. Sein Ziel ist es, anderen dabei zu helfen, sich über ihre Eigenheiten klarzuwerden und besser mit sich und seiner Umwelt klar zu kommen.

In der Praxis erlebe ich es immer wieder, dass Menschen darunter leiden, dass sie leiser, langsamer, in sich gekehrter sind. Sie erleben es oft als Makel, den es loszuwerden gilt. Sie spüren, dass sie oft nicht mithalten können mit dem Tempo, der Reizüberflutung und der „Dominanz“ anderer.

Ein erster Ansatz kann daher sein, sich seiner Besonderheiten bewusst zu werden und sie auch schätzen und damit umgehen zu lernen. Wie Patrick auf seinen Seiten zeigt, haben Introvertierte viele Fähigkeiten und Qualitäten – zb: 92 Eigenschaften von Introvertierten – sie müssen sich nicht verbiegen um anders zu werden. Es ist wichtig, diesen Qualitäten in unserer lauten Welt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb:

Danke für diesen Blog, Patrick!