Täglich Üben
Ich wollte über den Frieden schreiben – und dachte an Kriege.
Frühere. Damalige. Heutige. Dauernde. Wiederkehrende.
Die Schulgeschichtsbücher, die mir zur Qual geworden waren – voller Eroberungen, Rachefeldzügen, Gemetzel, Morden und sogenannter Helden und berühmter „Eroberer“ – mit Entsetzen hat sich mein Kinderherz schon früh gefüllt.
Ich habe den Frieden gesucht – und fand ihn weder in Religionen noch im Nachbarhaus. Schon gar nicht in der Politik und ganz und gar nicht in der Wirtschaft. Nicht in heiseren Stammtischparolen, nicht in hetzerischen Internetfloskeln. Nicht in Wildwestfilmen oder im Netflixkrimi. Schon gar nicht in den Nachrichten und Medien.
Ich bemühe mich um Frieden – in meiner Umgebung, mit meinen mir Nahestehenden, mit mir selbst. Und muss anerkennen, wie unbeschreiblich schwer, mühsam, zäh und alles abverlangend der Frieden sein kann. Und doch ist er alles, um das sich das Bemühen lohnt.
Ich übe täglich aufs Neue.
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(Veröffentlicht: 365 Tage Frieden. Anthologie Edition Maya, 2025 Hg: Rüdiger Heins, Michael Landgraf)