Essay & so

Lärmterror allerorts

Ach, wie habe ich erleichtert geseufzt, als ich letztens in der Zeitung die Kolumne des Journalisten und Autors Frido Hütter gefunden habe: „Mmmb, mmmb, mmmb – Vom Terror des akustischen Feinstaubs…“ Ich bin also nicht die Einzige, die in Lokalen und Geschäften, in Fitnesszentren, Wartezimmern und dgl. regelmäßig darum bittet, die unerträgliche akustische Hintergrundberieselung ab- oder zumindest leiser zu stellen…

Und so wie Herr Hütter kriege auch ich als Antwort nur zu hören: „Das geht nicht, wird zentral gesteuert“ oder „das dürfen wir nicht“ oder „es geht leider nur ein bisschen leiser, denn die Kunden wollen das so!“ Und ich frage mich, wer diese Kunden sind, die diese permanente Musik- (und meist auch noch Werbe-) Berieselung mögen??? Und ja, oft hört man auch von den MitarbeiterInnen: „Ja, es ist wirklich unerträglich, wir müssen uns das den ganzen Tag anhören und können nichts machen dagegen!“

Wie oft bin ich schon aus Geschäften geflüchtet, weil es mir einfach zu laut war. Es macht keinen Spaß, sich hübsche Sachen anzusehen, anzuprobieren, sich beraten zu lassen, wenn es überall immer nur dröhnt. In meinem Kopf fängt es an zu wummern und ich fühle mich unwohl, verliere die Lust und will nichts wie weg. Auch der Musikgeschmack ist doch individuell unterschiedlich – was dem einen gefällt, mag der andere nicht hören. Wir aber werden allerorts von dem gleichen dumpfen, hallernden Musikeinerlei zugedröhnt.

Sind wir schon so abgestumpft, dass wir kaum einen Moment der Stille aushalten? Sind wir alle schon schwerhörig, weil es soooooo laut sein muss? Muss es immer und überall Lärmberieselung geben, rund um die Uhr?

Es gibt Menschen, die gerne arbeiten, wenn im Hintergrund das Radio oder der Fernseher läuft – undenkbar für mich! Nicht bei konzentrierter, geistiger Arbeit. Beim Fensterputzen vielleicht, aber selbst da genieße ich meist lieber die Stille und die Möglichkeit, meinen Gedanken nachzuhängen, Ideen auszubrüten oder mich einfach innerlich einmal nur treiben zu lassen.

Abgesehen davon, ist unser Alltag (zumindest in den Städten) ohnehin eine einzige Lärmquelle: Nahezu permanenter Verkehrslärm, Baustellen, Veranstaltungen, Motorsägen, Rasenmäher, Flugzeuge, Partys und wummernde Bässe aus dem Auto, lautstark geführte Telefongespräche im Zug oder Bus, Ansagen, Sirenen… es gibt kaum noch Momente der Stille. Momente, in denen sich unsere Ohren (und damit unsere Seele) erholen können.

Wer also schützt uns vor akustischem Feinstaub???

Hier noch eine Nachlese zur Wirkung von Lärm:

„Das Ohr ist das empfindlichste Sinnesorgan und verbindet den Menschen unmittelbar mit der Umwelt. Jedes Geräusch wird registriert und sofort an das Gehirn weitergeleitet. Erst dort wird entschieden, ob es Gefahr bedeutet oder nicht. Daher lässt sich das Hören auch nicht abschalten. Auch nicht in der Nacht, da stören und belasten bereits geringere Lärmpegel als tagsüber.“ (auf: Lärminfo.at – Lärmschutz für Österreich).