Alltagsallerlei

Mein 2016 – ein Rückblick

Eine liebe Freundin von mir schreibt regelmäßig gegen Jahresende einen Brief, in dem sie darüber berichtet, wie ihr Jahr verlaufen ist. Diesen Brief, handgeschrieben, verschickt sie an Familienmitglieder und Freunde. Ein schöner Brauch, andere teilhaben zu lassen an seinem Leben, ein guter Moment, um Bilanz zu ziehen.

Auch für mich immer ein Thema, wenn ein Jahr zu Ende geht. Sich Zeit nehmen, zur Ruhe kommen, Rückschau halten. Was war? Was war gut, überraschend, nicht so toll? Was ist offen geblieben? Und überhaupt?

Mein 2016 ist nicht ungewöhnlich angelaufen. Ein trüber, kalter Jänner – nicht meine Jahreszeit. Da waren das Jahr über meine Arbeit in der Klinik, die Arbeit in der Praxis, vereinzelte Seminare und Workshops, die ich außerhalb geleitet habe….

Da waren meine Freunde, Familie, die Menschen, die mir nahe stehen – und natürlich: Kater Frido. Da waren Begegnungen, kurze, intensive, wunderschöne, gute Gespräche. Da und dort mal Spannungen, Sand im Getriebe, Missverständnisse, Tränen. Doch das gehört wohl dazu. Nichts Dramatisches und vor allem: nichts Bleibendes. Im Rückblick oft beschämend unwichtig und unnötig.

Ein großer Teil meines Lebens: das Training im Tanzsportklub. Regelmäßig, meist 4 mal die Woche. Zu zweit, in der Gruppe, mit Trainer, alleine. Es tut mir einfach gut und der Klub mit seinen Menschen ist mir im Lauf der Jahre ans Herz gewachsen. Ich bin offiziell als Schriftführerin im Vorstand tätig und ich tobe mich aus bei der Klub-Homepage, mache ein bisschen PR-Arbeit, betreibe die Getränkebar und helfe gelegentlich bei Turnieren mit.

Reisen stand in diesem Jahr nicht groß am Programm – leider! Ein paar Tage in der Wachau, eine Fortbildungswoche in Bad Gleichenberg. Ich bin ein bisschen durch die Steiermark gegondelt, habe Orte und Städtchen besucht, war einmal in Wien und habe Unmengen an Gewürzen vom Naschmarkt mit heimgenommen…. das war´s auch schon. Mehr wie ein Eingespannt-Sein in Strukturen und zwischen Terminen, so hat es sich angefühlt, dieses Jahr.

Ich habe einiges an Fortbildungen absolviert, ein Reinschnuppern in mir neue Therapieformen (Brainspotting, Schematherapie), eine Rot-Kreuz-Auffrischungsschulung usw.

Keine großen Aufregungen soweit.

Wenn man von Drumherum, dem Weltgeschehen einmal absieht. Auch wenn ich fernsehlos lebe, versuche ich doch mittels Zeitung und Radio einigermaßen informiert zu bleiben – soweit ich es verkrafte. Terroranschläge in Europa, der Endloskrieg in Syrien, die Flüchtlingswelle mit all ihren Reaktionen zwischen Hilfsbereitschaft und Hass, die Präsidentenwahl in Amerika, der unerwartete Brexit, die Endlospräsidentenwahl in Österreich – all das hat mich zunehmend beschäftigt. Und Künstler, Stars, die mich von Kindheit an ein Leben lang mehr oder weniger begleitet, getröstet, erfreut haben – und in diesem Jahr verstorben sind. Die ewigen Ikonen, auch nur Menschen: David Bowie, Bud Spencer, Nikolaus Harnoncourt, Götz George, Ilse Aichinger, Prince, Leonhard Cohen…

Die Rolling Stones erstmals in Kuba, der Literaturnobelpreis an Bob Dylan… jeder Tag hat mit anderen Neuigkeiten im Außen aufgewartet. Wir haben derzeit einen Stand von 7,47 Milliarden Menschen auf Erden erreicht…

Und bei mir? Ich habe im Herbst erstmals aktiv an Tanzturnieren teilgenommen, auf die ich lange hingearbeitet habe, die lange unerreichbar schienen. Ich habe für mich wichtige Entscheidungen getroffen: Die Arbeit in der Klinik in neuen Jahr aufzugeben und mich wieder ganz meiner Praxis und meiner Schreiberei zu widmen. Mein Tanz- und Trainingsleben neu auszurichten. Ich habe den Tango Argentino wieder in mein Leben gelassen. Ich habe die längste Zeit des Jahres damit gehadert – soll ich…. bei den Steirischen Autoren bleiben und weiter schreiben??? Nun ist die Entscheidung gefallen: ich bleibe, ich schreibe weiter.

Ich habe Ballast abgeworfen und meine Wohnung, mein Leben weiter entrümpelt. Mich in das Thema „Minimalismus“ weiter eingelesen. Versucht Klarheiten zu schaffen. Ich habe eine neue Waschmaschine gekriegt und ein 20 Jahre altes Fahrrad. Ich habe mich endgültig von Bügeleisen und Bügelbrett verabschiedet. Und meine Ohrringsammlung aufgelöst. Ich habe einige Bücher gelesen (und manche rezensiert). Und ich habe der Zeit doch noch den einen oder anderen Text abgetrotzt, der hier auf diesen Seiten oder in der Zeitschrift Klipp erschienen ist. Ein Text hat es in die Literaturzeitschrift „Die Feder“ geschafft und eine Kurzgeschichte ist in der Anthologie „Gans die Sieger“ der 42er Autoren veröffentlicht worden. Ein Gastartikel landete auf der deutschen Webseite „Das Unruhewerk“. Ich durfte für ein Interview bereitstehen, das der Musiker Jörg Zwicker in seinem ersten Buch untergebracht hat. Zusammen mit anderen AutorInnen hatte ich eine Lesung im Festsaal der Heilandskirche diesen Herbst.

Ich war ein paar Mal im Schauspielhaus… zuletzt „Dosenfleisch“ und „Die Neigung des Peter Rosegger“. Jetzt am Jahresende steht noch das kleine Theater „lebe“ mit einer Komödie am Programm. Ich war viele Mal in klassischen Konzerten im Grazer Stefaniensaal, bei einem fantastischen Konzert von Max Raabe in der Stadthalle, ein paar wenige Male im Kino… zuletzt die Doku über „Peter Handke – Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte“ und „Die Tänzerin“ – beides im herrlich altmodischen, winzigen Filmzentrum im Rechbauerkino.

Dieses Jahr ist meine Nachbarin verstorben. Wir haben geschätzt 17-18 Jahre hier Tür an Tür gelebt. Immer wieder kurze Gespräche geführt. Einander zu Weihnachten kleine Leckereien geschenkt. Sie war stets um das Haus und die wunderbare Grünanlage bemüht, hat Blumen und Sträucher gepflanzt und versorgt. Sie hat alleine gelebt und war bis zuletzt, trotz hohem Alter und Krankheit, immer agil, immer unterwegs. Ich warte immer noch darauf, dass sie mir nächstes Mal begegnet, wenn ich gerade nach Hause komme, auf ein Pläuschchen. Auch wenn wir uns nicht oft gesehen haben, wenig wussten voneinander – ich vermisse sie!

Ein paar mal war ich krank in diesem Jahr, nicht Aufregendes, Schnupfen, Husten, das übliche. Kürzlich habe ich mich auch noch von ein paar Muttermalen verabschiedet. Ansonsten sind auch in meinem Umfeld soweit alle einigermaßen gesund und fit geblieben – gottseidank!

Und so geht nun auch dieses Jahr zu Ende. Kein Jubeljahr, aber doch ein gutes Jahr. Ein Jahr, das Klarheit gebracht hat. Wichtige Entscheidungen und einen klaren Lebensplan, an dem ich mich ausrichten möchte.

Ich sage danke allen Menschen, die mich in diesem Jahr begleitet, unterstützt, mir zugehört, mich getröstet, im Arm gehalten haben. Die mit mir gelacht haben und bereit waren für Unternehmungen und gemeinsame Aktivitäten aller Art. Ich habe es genossen!

Möge das neue Jahr ein Gutes werden. Für uns alle!