Buchbesprechung

Wozu reist du?

Susanne Köb: „Wozu reist du? Die Bedeutung der Urlaube für dein Leben.“ Agiledition, Wien 2015. 

 

Ein philosophischer Versuch über das Unterwegssein. Reisen als Passion, als Abenteuer, als Flucht, als Ankommen bei sich selbst. Wie viele Gründe und Hintergründe es tatsächlich für das Reisen gibt, ist mir erst bewusst geworden, als ich das Buch von Susanne Köb studiert habe. Ja, studiert ist in diesem Fall wohl der bessere Ausdruck als gelesen.

Das Buch ist eine detaillierte Abhandlung über Motive, Elemente, Chronologien, Charakteristika von Reisen. Da gibt es den Bildungsreisenden oder die Sehnsüchtige, den Experimentator, die Hi-Tech-Piloten, die Individualisten, Selbstfinder, Trendsetter, Wissenschaftler, Journalisten, Unkonventionelle, Angestrengte, Anstrengende und Wieder-Sesshafte…. und als staunender Laie entdeckt man in sich wohl als ein bisschen von allem.

Dass es so viel über das Reisen zu analysieren, zu erzählen gibt, das hat mich doch erstaunt. Bislang war Reisen für mich ein Begriff, bei dem man maximal zwischen Einzel- und Gruppenreise, zwischen Städte- oder Bäderreise, zwischen Camping oder Luxus unterschieden hatte. Jetzt, nach der Lektüre dieses Buches muss ich erkennen, das eine ganze Philosophie mit unendlich vielen Schattierungen sich hinter diesem Begriff verbirgt.

Ein Guide für Reisende und Philosophen, die ihre Fahrten wirklich wertvoll gestalten wollen“, bezeichnet die Autorin ihr Buch. Ja, es öffnet Horizonte. Hilft dabei, sich mit den verschiedenen Bedürfnissen, Wünschen, Vorstellungen auseinanderzusetzen. „Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen“ wird Jean Paul zitiert.

Susanne Köb unterscheidet und behandelt in ihrem Buch letztlich 3 Hauptmotive, Themen für das Reisen:

Die Außenwelt, die Gegenwelt, die Innenwelt.

Erstere, die Außenwelt, zählt zu den bislang häufigsten, üblichen: „Die Reise-Außenwelt ist die fremde, ungewohnte, andere Umwelt, in der man nicht arbeitet, herstellt oder handelt, sondern in die man reist, um sie zu erforschen oder zu genießen“. Wissensvermehrung, Körperpflege und Geselligkeit sind die drei Schwerpunkte.
Die Gegenwelt bezeichnet alles, was im Alltag keinen Platz findet und nun im Urlaub nachgeholt werden soll. „Die Gegenwelt ist ein Gegenstück zur Alltagswelt“. Frei zu sein von sich selbst, Flucht, Anti-Konvention, Befreien von Moral, Veränderung durch Selbst-Erfahrung, Selbst-Verwirklichung zählt die Autorin hier zu den gängigen Wünschen.
Und schließlich die Innenweltreisen, die Reise zu Lebensweisheit, persönlicher Lebensphilosophie, Werten und letztlich Identität.

Und schließlich macht sich die Autorin noch an den wagemutigen Versuch, den idealen Reisenden zu portraitieren. Einer, der Gast sein kann, der Grenzen anerkennt, mehr in Kontakt denn in Konsum investiert, seine eigenen Ängste kennt und seine Emotionen steuern kann, einer, der den anderen sein lassen kann… um nur einige Stichworte herauszugreifen. „Als westlicher Tourist sollte man sich bewusst sein, dass man im Verhältnis zum Wohlstand des besuchten Landes oft auf extrem hohen Niveau noch mehr Glück verlangt“.

In 18 Kapiteln analysiert und kategorisiert die studierte Philosophin und Weltenreisende Susanne Köb das Reisen. Garniert wird die Lektüre von Reisezitaten aus drei Jahrhunderten und eher untypischen Schwarz-Weiß-Bildern.

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben“ (Alexander von Humboldt).

In diesem Sinne: Machen wir uns auf den Weg, schauen wir uns die Welt an!