
Gedichte von außen gesehen
Es gibt sie tatsächlich, die Autor*innen und Lyriker*innen, die nicht nur selber großartige Texte schreiben, sondern auch Texte/Gedichte von Kolleg*innen lesen und besprechen – eine hohe Kunst & Herausforderung!
Ich habe mich also sehr gefreut, dass der Autor/Lyriker und Buchmensch Michael Eschmann (D) mein Buch bestellt hat. Es gelesen hat. Und ein Gedicht gewählt hat, um es sich genauer anzuschauen, eine Interpretation zu verfassen.
Ich darf hier seine Worte wiedergeben, die er im August 2025 auf facebook veröffentlicht hat:
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Die österreichische Lyrikerin Karin Klug veröffentlichte 2020 im Verlag myMorawa (heute: buchschmiede) einen
Gedichtband „bleib da wenn du gehst“ – schon der Titel deutet auf die Problematik des Buches hin: Liebe und Trennung.
Ausgewählt habe ich daraus das Gedicht „blüten“ – ein Miniaturgedicht in nur sieben Zeilen mit gewichtigem Inhalt. *** Denn es gibt für Interpretationen nur stichwortartige Anhaltspunkte. Der Leser wird hier herausgefordert sich eigene Gedanken zu machen. *** Mit Sicherheit hatte Karin sich dabei etwas gedacht, dieses kleine Gedicht, wie eine Art von Wegweiser inmitten ihrer Liebesgedichte auf Seite 129 zu platzieren. Als Leser hat man bereits zahlreiche Gedichte im Buch hinter sich gelassen und stößt nun überraschend auf dieses lyrische Fanal. *** Mich erinnert es daran, dass weibliche Schönheit („blüten“) sich immer einem biologischen und schnellen Alterungsprozess ausgesetzt
fühlt. Wie es im Gedicht so treffend heißt: „bleischwer“ und „blutend“. Es ist unmöglich sich dieser Situation zu entziehen. *** Aber all dies geschieht auch nicht ohne Schmerz und Angst. *** Schmerz, weil das eigene Ich zum kritischen und strengen Prüfstein wird und zusätzlich Angst entsteht, weil niemand weiß, wie die äußerliche Wandlung beim Lebenspartner wahrgenommen wird. *** Die Welt entfaltet sich nun neu. *** An diese Veränderung erinnert sich das lyrische Ich staunend an ein „altes Kinderlachen“. *** Damals, in der Kindheit, gab es Heimat. Und für den Philosophen Ernst Bloch bedeutet es: „Heimat: Was allen in die Kindheit scheint, und worin noch niemand war.“ *** Und ich glaube, Karin Klug sagt uns mit diesem schönen Text auf ihre Art und Weise: Liebe ist wie ein unbeschwerter Ort, wo wir unser altes Lachen noch einmal finden möchten.
(Gedichtinterpretation von Michael Eschmann)
Weitere Rezensionen meines Buches „bleib da wenn du gehst“ finden sich hier (Martin Krusche) und hier (Franziska Bauer).
