Oft so schwer: Grenzen setzen

Wir wissen oftmals gar nicht, wie das geht: Grenzen setzen, Stopp sagen – bis hierher und nicht weiter! Und: Du hast meine Grenze überschritten, das akzeptiere ich nicht!

Aber gerade in Zeiten hoher Belastung ist es umso wichtiger, seine Grenzen zu kennen, zu akzeptieren und klar nach außen zu zeigen.

Selten haben wir das von klein auf gelernt, wie man sich selbst gut schützt. Und überhaupt: wie man erkennt, wann die Grenze erreicht ist und wann es Zeit wird, Nein zu sagen.

Dabei gibt es (je nach Land, Religion, Kultur usw.) allgemeingültige Regeln, von denen ich erwarten kann, dass andere sie kennen und akzeptieren. Ist aber leider nicht immer so!

Und: auch persönliche Grenzen sind nichts Statisches, sie sind lebendig, dynamisch, verändern sich, variieren… An guten Tagen liegen sie vielleicht woanders als an schlechten Tagen. Wenn ich müde, erschöpft, ausgelaugt bin, ist meine Grenze schneller erreicht, als wenn ich gut ausgeruht, fit, munter und fröhlich bin.

Es gibt klare Grenzen in unserer Gesellschaft, die keiner überschreiten sollte. In einer Beziehung, Freundschaft, in einem Team müssen diese Grenzen teilweise jedoch auch erst gefunden, ausdiskutiert, artikuliert, gesetzt werden.

Bild: Kristijan Puljek auf Pixabay

Und dann hängt mein Grenz- und Schmerzbereich letztlich davon ab…

– wie wichtig mir etwas ist

– wer die Grenzverletzung begeht und

– wie gravierend die Grenzverletzung ist

Dementsprechend werde ich reagieren. Ob nach außen oder nur im Inneren – mit Ärger, Wut, Enttäuschung, gekränkt/verletzt sein.

Eine ganz hilfreiche Unterscheidung können wir treffen zwischen:

TOLERANZGRENZEN

Jemand kommt ein paar Minuten zu spät zu einer Verabredung. Das ist bereits eine Art der Grenzverletzung (es geht dabei um den Umgang mit unserer Zeit, um Wertschätzung, Respekt) – die wir wahrscheinlich meist noch tolerieren.

SCHMERZGRENZEN

Jemand kommt regelmäßig zu vereinbarten Treffen um vieles zu spät. Jetzt wird es Zeit, diese Grenzverletzung anzusprechen und klare Regeln zu vereinbaren.

ABSOLUTEN GRENZEN

Jemand kommt weiterhin immer viel zu spät oder gar nicht oder lässt sich immer wieder entschuldigen. Jetzt wird es Zeit, dass klare Konsequenzen gezogen werden.

WICHTIG: Wenn ich meine eigenen Grenzen nicht kenne, kann ich Grenzverletzungen durch andere schwerer verhindern!

Unterscheiden können wir auch noch:

Körperliche Grenzen:

„Komm mir nicht zu nahe“, signalisieren wir mit unserer Körpersprache… wer darf mich berühren… umarmen… auf die Wange küssen? Wen kann ich nicht riechen? Wie nahe fühlt sich jemand gut an?

Räumliche Grenzen:

Mauern, Markierungen, Zäune, Türen, Abgrenzen durch Gegenstände, Pflanzen etc., Tische auseinanderrücken, Sesselabstand, etwas wegsperren, Losungswort, Code…

Zeitliche Grenzen:

Arbeitszeiten, Essenszeiten, Zeit zum Schlafengehen, Öffnungszeiten, Zeit für eine Behandlung, Schulzeiten usw.

Offizielle/Öffentliche Grenzen:

Landesgrenzen, Gesetze, Verkehrsregeln, Arbeitsregeln, Kleidungsvorschriften, Benimmregeln, Grundrechte, gesellschaftliche Regeln…

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Um sich selbst ein wenig besser einschätzen zu können, hier eine kleine Übung: (das Übungsblatt kann auch hier heruntergeladen werden):

MEINE persönliche Grenzen:

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Wie kommuniziere ich meine Grenzen/mache sie für andere erkennbar?

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Wann fällt es mir besonders schwer, meine Grenzen zu verteidigen?

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Wie gehe ich mit „Grenzverletzungen“ um?

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Erkenntnisse aus der Übung:

Viele Menschen nehmen ihre persönlichen Grenzen kaum wahr oder ernst.

Sie wissen nicht, wann ihre Grenze erreicht oder überschritten wurde bzw. wie sie dann damit umgehen sollen. Um mich schützen und verteidigen zu können, muss ich wissen, wo meine Grenzen sind und wie ich auf „Grenzverletzungen“ reagieren kann.

Beziehung kann nur sein, wo auch klare Grenzen gegeben sind!